Analysis of 161 Years of Inflation in Switzerland suggests the Existence of a Bond Market Bubble

«In den etablierten Industriestaaten hat sich die grösste Obligationenblase aller Zeiten aufgebaut. Ausgerechnet die Notenbanken haben mit ihrer Zins-Allchemie und ihren Anleihenmarkt-Interventionen für eine fürchterliche Unordnung im Zinsgefüge gesorgt. Eigentlich erfolgen die Stützungsmassnahmen in guter Absicht, aber die Katharsis (ökonomische Bust-Phase) wir damit zeitlich nur etwas hinausgeschoben: Den Menschen wird kurzfristig mehr Kaufkraft vorgegaukelt, als sie tatsächlich haben – Die Kollektivschulden wachsen dadurch weiter in die Höhe, während die effektive Kaufkraft des Geldes zurückgeht. Wir erachten es als unsere Aufgabe Sie auf die riesige Preisblase und die ungewöhnliche Risiko-Akkumulation im Bereich der Anleihensobligationen (engl. Bonds) aufmerksam zu machen. In Anbetracht der Zahlungsausfallrisiken und aus Geldwertüberlegungen sind die Zinssätze entlang der ganzen Laufzeiten-Zinsstrukturkurve viel zu tief. Damit steht heute schon fest, dass Investoren in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Bonds kein gutes Geschäft machen werden.»
 
Gion Reto Capaul, Visual Finance, 2011


Visualisierungen zum Thema (PDF-Charts):

(1) Inflationsverlauf Schweiz 1850-2010
(2) Inflationsgrössenverteilung Schweiz 1850-2010
(3) Vermögen in der Inflation: Bargeld - Schweiz 1850-2010
(4) Vermögen in der Inflation: Aktien - Schweiz 1850-2010

(5) Vermögen in der Inflation: Obligationen - Schweiz 1850-2010
(6) Irrationaler Überschwang: Die längste CH-Staatsanleihe
(7) Inflation & Staatsanleihenrendite: Historie vs. Gegenwart


Veröffentlichung zum Thema (PDF-Dokumente):

Teil 1: Artikel für die Zeitung FINANZ und WIRTSCHAFT
Teil 2: Artikel für die Zeitung FINANZ und WIRTSCHAFT


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Anlagefokus: Inflation, Geldwert & Performance

Nichts arbeitet so stetig gegen den Aufbau realer Kaufkraft wie die Inflation: Inflation ist ein gefährlicher Anlageperformance-Killer. Wer sein Vermögen nicht richtig auf künftige Inflationsentwicklungen auszurichten vermag, wird zwangsläufig zur grossen Gruppe der Inflationsverlierer zählen. Eine gigantische Umverteilung von den traditionellen Kontosparern zu den Immobilienschuldnern vollzieht sich in der Schweiz schon seit vielen Jahren geräuschlos. Betroffen sind die meisten Kontoarten: Das tief verzinste Vermögen reduziert sich hier kaufkraftbereinigt langsam, aber stetig. Weil mittlerweile auch im Obligationensektor viele Zinssätze markant unter der durchschnittlichen Jahresinflation der letzten 161 Jahre gefallen sind, steht für uns fest, dass die Inflations-Umverteilung nun auch eine andere sehr wichtige Anlageklasse erfasst hat.

Den Investoren empfehlen wir, sich aktiv auf die Suche nach einem Schutz vor der drohenden Inflation-Entwertungswelle in etablieren Industriestaaten zu machen. Anleger müssen sich beweglich verhalten und, so brutal es klingt, selbst Investitionen in traditionell risikoarmen Anlageklassen neu überdenken. Die Welt ist drauf und dran das Inflationsgespenst aus der Flasche zu lassen. Wer ein solches Szenario unvorbereitet trifft, könnte in den nächsten zehn Jahren sehr viel an realer Kaufkraft verlieren. Die gigantischen Staatsschulden verbunden mit einem erhöhten Risiko eines Sturms auf Banken (engl. Bank Run) - u.a. zwecks Sicherstellung der uneingeschränkten Zahlungsfähigkeit - haben die Wahrscheinlichkeit dramatisch erhöht, dass nach den Notenbankbilanzsummen zeitverzögert auch wichtige Geldmengenaggregate (u.a. Noten- und Münzgeld) markant ansteigen könnten, was unkontrollierten inflatorischen Prozessen Tür und Tor öffnen würde.

Monetäre Flutung – Inflationsgefahr steigt

In einer eindringlichen Rede vor dem Kongress erklärte am 8. Oktober 1974 der damalige US-Präsident Gerald Ford die Inflation zum Volksfeind Nummer eins. Lediglich fünf Präsidentschaften später scheint die bewusste Inkaufnahme höherer Inflationsraten aufgrund der gigantischen Schuldenberge und der grossen wirtschaftlichen Herausforderungen bei vielen Akademikern, Notenbankern, Politikern und Wirtschaftsführern salonfähig zu werden.

Zahlreiche Notenbanken verfolgen eine gewagte Strategie des billigen Geldes:

(I) Überflutung des Wirtschaftssystems mit Liquidität annähernd zum Nulltarif

(II) Hyperaktive Lenkung der kurzfristigen Zinsen und interventionistische Steuerung der Anleihenmärkte

(III) Aktivistisches, im Dienste des eigenen Landes stehendes Währungsmanagement

Mit ihren Markteingriffen haben die Notenbanken de facto die Kontrolle über die real- und finanzwirtschaftlich bedeutungsvollen Geld- und Anleihenmärkte übernommen. Die Zentralbanken haben sich dadurch eine enorme Verantwortung aufgeladen: Sie haben die grösste Bond-Blase aller Zeiten kräftig mitaufgepumpt.

Wer erklärt die Bürgerinnen und Bürger die Risiken und Nebenwirkungen einer Politik des billigen Geldes? In den letzten Jahren wurden diverse neue Finanzmarktstabilitätsforen gegründet. Diese Gremien hätten jetzt die Gelegenheit ihr Know-how, ihre Effektivität und ihre Unabhängigkeit zum Schutz der Konsumenten und des ganzen Finanzsystems unter Beweis zu stellen.

Eine stotternde US-Konjunktur, welche die Arbeitslosenraten auf 9.1% verharren lässt sowie ausufernde Budgetdefizite, die ihrerseits zu einer rasant wachsenden Verschuldung geführt haben, bereiten den Entscheidungsträgern grosses Kopfzerbrechen. Eine höhere Inflation angeschoben durch eine markante Liquiditäts- bzw. Geldmengenausweitung scheint im Kampf gegen die vielfältigen Probleme jetzt als Mittel zum Zweck toleriert zu werden. Bedauerlicherweise zeigt gerade das Beispiel USA, dass eine ‚Enteignung‘ der Gläubiger durch Inflationierung ein schwieriges Unterfangen darstellt. So ist gerade in den Vereinigten Staaten von Amerika die Verschuldungsquote just vom Jahr der ersten Erdölkrise (Hochinflationsjahr 1974) an rapide angestiegen.

«Die langfristigen Auswirkungen von Inflation, damals wie heute, sind immer katastrophal. Kurzfristig erscheinen sie oft als günstig. Es stellt aber immer eine Katastrophe dar, wenn Schulden auf Kosten von Guthaben anderer automatisch und ohne Gegenleistung schrumpfen, und wenn positive Guthaben automatisch schrumpfen, um damit Schulden auszugleichen. Es ist immer katastrophal, wenn Arbeitsleistung nicht haltbar, d.h. konservierbar, ist und wenn man nicht weiss, genau wie lange die ‚Halbwertszeit‘ einer Währung konstant bleiben wird.»
 
Inflation: Der Dieb im Haus, A. E. Wilder Smith, 1983


Inflation als Markenzeichen der freien Marktwirtschaft

Inflation und Deflation können eine Demokratie gefährden. Bezogen auf das ersparte Vermögen stellt Inflation, die am häufigsten auftretende und gefährlichste Form dar: Ausufernde inflationäre Entwicklungen haben eine grosse Zerstörungskraft. Sie können im Extremfall zu einem Währungszusammenbruch führen und damit eine Volkswirtschaft für unbestimmte Zeit lahmlegen.

Aufgrund ihrer redistributiven Wirkung, d.h. einer Umverteilung von den Gläubigern zu den Schuldnern, ist die Inflation besonders für Sparer sehr gefährlich. Inflation verursacht in der Gesellschaft Verlierer nach einer klaren Rangordnung; je nachdem, aus welchen Bestandteilen das Vermögen und wie stark inflationsindexiert das Einkommen ist.

Es zahlt sich aus, die Vermögensaufteilung so vorzunehmen, dass ein grösstmöglicher Kaufkrafterhalt sichergestellt wird. Eine intelligente, vorausschauende Anlagestrategie schenkt daher dem erwarteten Inflationsverlauf in einem bestimmten Währungsraum, den historischen Inflationserfahrungen sowie den Ursachen und Folgen von Inflation eine sehr hohe Beachtung.

Visual Finance hat in diesem Zusammenhang die Inflationsentwicklung in der Schweiz seit der Einführung des Schweizer Frankens im Jahr 1850 analysiert und ausgewertet. Die Konsumentenpreise sind nach unseren Berechnungen/Schätzungen in der Schweiz von 1850 bis 2010 (Erhebungszeitraum: 161 Jahre) auf einen Indexstand von knapp 1‘800 Prozent gestiegen (Basisjahr Jahr 1850 = 100%). In den ersten 80 Jahren (bis zu Beginn der grossen Depression) haben sich die Konsumentenpreise in der Schweiz verdreifacht: In den darauffolgenden 80 Jahren fast versechsfacht!

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Visual-Finance-CH-Inflationsformel (1850 – 2010):

1 x 3 x 6 = 18

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Wer sein Papiergeld zinslos unter der Bettmatratze aufbewahrt, nimmt im Zeitablauf einen sehr hohen Kaufkraftverlust in Kauf: Der Geldwert von anno 1850 ist teuerungsbereinigt auf knapp 6% gefallen. Bei einer für die Schweiz geschätzten Durchschnittsinflation (1850 – 2010) von zwei Prozent ist es daher sehr wichtig, auf dem Vermögen nachhaltig im Minimum eine ebenso hohe Nettorendite, d.h. nach Gebühren, Kommissionen, Steuern etc., zu erwirtschaften. Ansonsten ist ein Substanzverlust im Laufe der Jahre vorprogrammiert.


Kursblase im Anleihenmarkt: Raus aus Bonds!

Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Konstellation an den globalen Geld- und Anleihenmärkten (I), unseren umfassenden historischen Analysen im Bereich „Zins & Inflation“ (II) sowie aus finanzmathematischen Bewertungs- und Sensitivitätsüberlegungen von Anleihen (III) gelangen wir zum Schluss, dass:

(1) sich, unter tatkräftiger Mitwirkung verschiedener Notenbanken, an den Bondmärkten eine gewaltige Preisblase gebildet hat und

(2) Anleihen in Schweizer Franken unter Berücksichtigung der Teuerungsrisiken (I), der hohen Managementgebühren relativ zum Ertrag (II) und der Besteuerungspflicht der Zinseinkünfte für private Anleger in den kommenden Jahren auf mehrere Jahre hinaus, eine sehr renditeschwache Anlageklasse sein werden. Auf realer Performance-Basis (Total Return) muss vereinzelt mit negativen Jahresrenditen gerechnet werden.

In scharfem Kontrast zu den tiefen Zinsen beobachten wir einen starken Anstieg der Zahlungsausfallrisiken. Obendrein stellen wir ein erschreckend unprofessionelles Vorgehen und gläubigerfeindliches Verhalten vieler Schuldner fest, was wiederum die Gefahr von Ereignisrisiken erhöht.

Die Bondmärkte wurden in den letzten Jahren überstrapaziert. Ein Bondcrash zu gegebener Zeit würde uns nicht überraschen. In Abwesenheit eines ganz bestimmten Inflations-Triggers, hervorgerufen z.B. durch einem Krieg oder einem Erdöl-/Rohstoff-Preis-Schock, wird sich die Inflation über die Zeit aufbauen; so wie die geldpolitischen Weichenstellungen der Notenbanken Zeit für ihre Entfaltung brauchen.

Eins steht aber jetzt schon fest: Den untätigen privaten Bondinvestoren wie auch den weltweit grössten Bondportfolio-Managern, die, wie in einem Käfig gefangen, regelgebunden an ihrer festgeschriebenen Anlagestrategie festhalten müssen, stehen in den kommenden Jahren ausserordentlich herausfordernde Zeiten ins Haus.

«Die Politiker verfolgen im Wettbewerb um möglichst viele Wählerstimmen je nach vermuteter Wählerpräferenz die Ziele Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität mit wechselnder Priorität. Aufgrund der periodisch stattfindenden Wahlen entsteht ein Wechsel von expansiver Beschäftigungspolitik und kontraktiver Inflationsbekämpfung. Schnell wechselnde Parteiprogramme sind Beleg einer dynamischen Politziel-Rotation bzw. opportunistischen Politziel-Rotation. Aus dem Wechsel der Prioritäten kann ein kompletter Inflationszyklus entstehen.»
 
Politisch motivierte Inflationstheorie, Visual Finance, angelehnt an Vahlens 1987



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